Wolfgang Ammer, News, 2004, Tuschfeder, laviert, Deckweiß auf Papier © Landessammlungen NÖ
Wolfgang Ammer, News, 2004, Tuschfeder, laviert, Deckweiß auf Papier © Landessammlungen NÖ

In Memoriam Romana Scheffknecht 1952 -2021

von pflege

1979 begann Romana Scheffknecht an der Wiener Hochschule für angewandte Kunst bei Oswald Oberhuber „Freie Grafik“ zu studieren. Eine Klasse für Medienkunst war zu diesem Zeitpunkt noch nicht etabliert. Dabei stand bereits in der frühen Studienzeit die künstlerische Auseinandersetzung mit technischen Grundbedingungen des Mediums Video im Vordergrund ihres Interesses. Durch die Thematisierung des Kathodenstrahls, der Entstehung und Übertragung beziehungsweise Ausstrahlung des analogen Videobildes betrat Romana Scheffknecht neues Terrain in der österreichischen Kunstszene der frühen 1980er-Jahre.

Nach drei Jahren in Wien wechselte die Künstlerin an die Kunstakademie Düsseldorf, um in der Videoklasse Nam June Paiks die Arbeit an medienkünstlerischen Strategien zu intensivieren.

Ihre ersten Videoarbeiten zeichneten sich durch reduzierte Formqualitäten und Verfremdungseffekte, wie sie etwa über eine direkte Manipulation durch U-Matic Maschinen oder Synthesizer hervorgebracht werden können, aus.

Nach ihrer Studienzeit erhielt Romana Scheffknecht 1985 das österreichische Staatsstipendium für Bildende Kunst sowie einen ersten Lehrauftrag an der Linzer Hochschule für künstlerische und industrielle Gestaltung. Ab 1987 folgten Lehraufträge an der Hochschule für angewandte Kunst in Wien und an der Hochschule für bildende Künste in Hamburg. Zwischen Lehrtätigkeiten und Ausstellungsprojekten begab sich die Künstlerin auf unzählige Reisen, die großen Einfluss auf ihre künstlerischen Arbeiten hatten. Phänomene, die das globale Zusammenleben bestimmen, rücken in den Fokus. So etwa die Börse. Bei der monumentalen Installation „Die Börse Die Zeit Das Geld“ (1988/89) werden in einem dunklen Raum auf drei Projektionsfeldern zu je 3 x 4 Metern Börsenkurse, digitale Zeitangaben und Währungskurse präsentiert. Diesen tragenden Säulen des Wirtschaftslebens wird der durchdringende Sound von rund um die Uhr betenden Mönchen aus Tibet entgegengestellt.

Neben raumgreifenden Installationen entstanden Videoskulpturen mit Objektcharakter. 1992 bediente sich die Künstlerin im Rahmen einer „philosophischen Untersuchung“ einer einfachen Umkehrung. Der Screen eines Monitors zeigt nach oben und bildet ein Becken, in welchem ein Miniatur-Boot mit Frauenfigur sowie eine Kapitäns-Figur platziert sind. Der Bildschirm wird zur Wasseroberfläche, ein weißer Balken wandert unter dem Boot hindurch. Die Figuren scheinen in der Dauerschleife gestrandet zu sein. Prägnante Umkehrungen und pointierte Kommentare zur Entwicklung der Medienlandschaft entwickelten sich in weiterer Folge zu einem Leitmotiv der Künstlerin.

Ab Mitte der 1990er Jahre setzte sich Romana Scheffknecht schwerpunktmäßig mit der Zusammenstellung von Bildtafeln auseinander, wobei sie sich in diesem Zusammenhang an der Methodik des Kulturwissenschaftlers Aby Warburg orientierte.

Anfang der 2000er-Jahre initiierte sie in Wien das Medienkunstarchiv (www.mka.at), das sich der Dokumentation und Vermittlung zeitbasierter Medienkunst widmet und die Bestände verschiedener österreichischer Sammlungen erfasst.

Von 2005 bis 2017 lehrte sie als außerordentliche Professorin an der Universität für angewandte Kunst in der Abteilung Bühnen- und Filmgestaltung. Für ihr künstlerisches Schaffen wurde sie mehrfach mit Preisen ausgezeichnet – unter anderem mit dem Würdigungspreis des Landes Niederösterreich im Jahr 1999. Romana Scheffknechts Gesamtwerk befindet sich als Vorlass seit 2016 in der Obhut der Landessammlungen Niederösterreich.

Text: Nikolaus Kratzer

Romana Scheffknecht, Selbstportrait, 2009
Romana Scheffknecht, Selbstportrait, 2009, Inv.Nr. KS-15184, Foto: Andreas Gießwein

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