Wolfgang Ammer, News, 2004, Tuschfeder, laviert, Deckweiß auf Papier © Landessammlungen NÖ
Wolfgang Ammer, News, 2004, Tuschfeder, laviert, Deckweiß auf Papier © Landessammlungen NÖ

Kulturerbe digital

von pflege

Insgesamt 21.000 Objekte aus dem musealen Bestand der Landessammlungen Niederösterreich (LSNÖ) werden im Zuge des Projektes digital erfasst und können somit erstmals unter www.landessammlungen-noe.at veröffentlicht werden. Vertreten sind die Sammlungsgebiete Kunst, Natur und Kultur: mit 9.000 Objekten der zeitgenössischen Fotosammlung Elfriede Mejchar (1924–2020), mit 2.000 Objekten der Fotosammlung des Naturforschers Lothar Machura (1909–1982) und mit 10.000 Objekten des Sammlungsbereichs Volkskunde. In Bezug auf die Fotosammlungen von Mejchar und Machura stellt die Verknüpfung der Digitalisate mit Georeferenzen in Hinblick auf die künftige Veröffentlichungs- und Nutzungsszenarien einen zentralen Bestandteil der digitalen Erfassung dar. Die Landessammlungen Niederösterreich konnten als Partner für dieses Vorhaben das Computer Vision Lab an der Technischen Universität Wien gewinnen. Das Digitalisierungsprojekt stärkt den kontinuierlichen Ausbau der Online-Datenbank „Landessammlungen online“ (aktueller Stand: 44.000 Objekte) und steht für den Abbau von Barrieren bei der Zugänglichkeit zum kulturellen Erbe Niederösterreichs. Die Online-Stellung der musealen Bestände der Landessammlungen kann neue Zielgruppen erschließen, macht Sammlungsarbeit sichtbar und schafft Bewusstsein für die Bedeutung der Beschäftigung mit kulturellem Erbe. Als öffentliche Sammlung im Eigentum der Niederösterreicherinnen und Niederösterreicher ist es den LSNÖ ein großes Anliegen dieses mobile Kulturerbe in seiner Vielfalt niederschwellig zugänglich zu machen.

Der systematische Ausbau der digitalen Präsenz der Landessammlungen Niederösterreich wurde als zentrales Handlungsfeld in der 2021 beschlossenen „Strategie der Landessammlungen Niederösterreich 2021 bis 2030“ festgelegt. Die darin skizzierte Digitalisierungsstrategie für die LSNÖ sieht die dynamische Weiterentwicklung der digitalen Transformation in allen Kerngebieten ihrer Tätigkeiten bis 2030 vor. In Hinblick auf ihre Nachhaltigkeit wird die Digitalisierung einem gezielten Monitoring unterzogen und dabei großer Wert auf den Einsatz von ressourcensparenden Technologien und einer ressourcenschonenden Abwicklung gelegt. Standardisierung ist Teil des Prozesses.

Demzufolge soll bei der Digitalisierung der Sammlungsbestände künftig verstärkt Augenmerk auf die qualitative Anreicherung von Metadaten und die Verwendung von fachspezifisch international verbreiteten Normdaten gelegt werden. Die damit bezweckte Standardisierung soll die Interoperabilität der Daten über geeignete Schnittstellen sicherstellen und garantieren, dass die Online-Datenbank der Landessammlungen mit anderen Datenbanken im Bereich musealer Sammlungen und Archive vernetzbar ist. Die Landessammlungen Niederösterreich verfolgen damit das langfristige Ziel, ihre digitalisierten Bestände in eine globale Forschungs- und Ausstellungslandschaft einzubetten und somit Wissenschaft und Forschung eine interdisziplinäre Beschäftigung mit den Beständen ohne physische Barrieren zu ermöglichen.

Zu den Inhalten des Projektes:

Die Landessammlungen Niederösterreich haben den umfangreichen fotografischen Vorlass von Elfriede Mejchar (insgesamt etwa 36.500 Objekte) im Jahre 2013 als Schenkung übernommen. Die in Wien geborene Fotografin verbrachte ihre Kindheit und frühe Jugend in Niederösterreich. Kurz vor Ende des 2. Weltkriegs erhielt sie vom Institut für Denkmalpflege den Auftrag, die Bombenschäden an den historischen Gebäuden von St. Pölten fotografisch festzuhalten. Parallel zu ihrer beruflichen Tätigkeit als Fotografin beim Österreichischen Bundesdenkmalamt entwickelte sie einen individuellen fotografischen Blick, der in einem äußerst umfangreichen und vielseitigen künstlerischen Œuvre Niederschlag fand. Wenngleich Mejchar mit ihrer pionierhaften Dokumentation von Kunst und Architektur unbestritten zu den bedeutendsten Persönlichkeiten der österreichischen Fotografie zählt, so hat ihr Werk bis dato noch nicht die ihm gebührende, öffentliche Anerkennung erfahren. Vor dem Hintergrund des 100. Geburtstags von Elfriede Mejchar im Jahre 2024 gewinnen Sicherung und Zugänglichmachung ihres Werks an Dringlichkeit. Der zu erfassende Sammlungsbestand aus dem Vorlass Mejchar, der von Dokumentationen bis hin zu Experimentellem reicht, besteht aus SW-Abzügen, Farbabzügen, SW-Negativen, Farbnegativen und Farbdias in verschiedenen Formaten, darunter Kleinbild, Mittelformat und Großformat.

Die Fotosammlung von Lothar Machura befindet sich im Bestand des Sammlungsbereichs Naturkunde und besteht aus insgesamt 3.095 Glasplattennegativen und -positiven im Mittelformat. Ziel des Projektes ist es, künftig alle Fotos dieser Sammlung online verfügbar zu machen. Zudem sollen die Ansichten mittels Datenanreicherung über die automatisierte Erfassung der auf den Inventarkarten schriftlich vermerkten Angaben mit Georeferenzen verknüpft werden. Als Kustos des Niederösterreichischen Landesmuseums hatte Lothar Machura zugleich die Funktion des Leiters des Institutes für Naturschutz von 1949 bis 1959 inne. In seinem Engagement innerhalb der Naturschutzbewegung ging es ihm um angewandten Naturschutz und er brachte seine Ideen auch bei Straßen- und Kraftwerksprojekten ein. Als Verfechter der Naturpark- und Nationalparkidee war er maßgeblich an der Entstehung zahlreicher Naturparks und der Einrichtung von Naturschutzgebieten in Niederösterreich beteiligt. Lothar Machura bereiste um die Mitte des 20. Jahrhunderts als Mitarbeiter des Niederösterreichischen Landesmuseums Niederösterreich und angrenzende Gebiete im heutigen Tschechien und der Slowakei. Die Fotosammlung wurde trotz ihres hohen dokumentarischen Werts für die Rekonstruktion historischer Landschaften bisher kaum wissenschaftlich bearbeitet. Ihre vollständige Online-Stellung schafft die Grundlage für eine vertiefende wissenschaftliche Auseinandersetzung.

Insgesamt 10.000 Objekte (vorwiegend 3D-Objekte) aus den volkskundlichen Sammlungsbeständen sollen im Rahmen des vorliegenden Projektvorhabens digitalisiert und erstmals auf der Online-Datenbank der Landessammlungen Niederösterreich veröffentlicht werden. Die volkskundliche Sammlung geht auf die Gründung des Niederösterreichischen Landesmuseums zurück und gehört zu den ältesten Sammlungsbereichen der LSNÖ. Ihr Bestand spiegelt mit aktuell etwa 30.000 Objekten der vorwiegend ländlichen Alltagskultur auch die wissenschaftliche Entwicklung des Fachs Volkskunde wider. Seit 2010 werden die Objekte in der Datenbank TMS systematisch digital erfasst und fotografiert. Von den derzeit etwa 23.000 vorhandenen Datensätzen können etwa 6.000 über die Online-Datenbank der Landessammlungen Niederösterreich abgerufen werden. Die Erweiterung des digitalen Zugangs zu volkskundlichen Objekten erschließt der Öffentlichkeit umfassende Informationen zur Kulturgeschichte Niederösterreichs.

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